Rohstoff für das Leibgericht der Schwaben

Artikel Esslinger Zeitung vom 15. August 2008

Die Felder um Plochingen sind nicht ideal für Linsen. Zu fett die Böden, zu nass bleiben sie schon in normalen Jahren. "Wir sind vom Wetter her keine Linsenregion", sagt Landwirt Bernd Gutmann: 2008 ist der Ertrag geringer als sonst, denn vielen Schoten waren zwar ausgebildet, sind aber eingeschrumpelt. Der 35-Jährige studierte Agrarwirt baut sie mit großem Erfolg trotzdem seit sechs Jahren im Neckartal an. Das hat zwei Gründe.
Gutmann experimentiert gern. "Das gibt ihm den Kick", sagt seine Frau Evelyn (32). Das war bei den Kürbissen so, für die die Familie vor allem beim Plochinger Herbst bekannt ist. Das gilt für Melonen und Gemüse, das auf dem Markt und im Hofladen am Filsweg verkauft wird und inzwischen der Haupterwerb ist. Un das ist bei den Linsen so.
Vor sechs Jahren lieferte ein Studienfreund von der Alb die Idee - und seitdem lernt Bauer Gutmann zu, denn die Anbaubedingungen unterscheiden sich von denen auf der kalkreichen und wasserarmen Alb stark. "Das Wetter ist entscheidend", weiß er. Aber hier gefalle den Linsen die Wärme besser. Er hat sich für eine kleinfruchtige Sorte aus dem französischen Le Puy entschieden, denn "die grünen Linsen schmecken besser als die braunen, die bleiben körniger."
Seine Kunden schätzen sie und bezahlen gegenüber den großen braunen aus dem Supermarkt gerne einiges mehr dafür. Das ist der zweite Grund, weshalb seit Jahren die Anbaufläche bei Bernd Gutmann stetig wächst.

Die Ernte 2007 war vor fünf Wochen ausverkauft. Die neuen Linsen sind bereits mit dem Mähdrescher abgeerntet und vorgereinigt worden. Zurzeit wird warme Luft hinein geblasen, damit die frischen Früchte trocknen. Die Endreinigung übernimmt ein spezialisierter Betrieb bei Ulm.

Inzwischen sind Gutmann längst neue Experimente gelungen: Mais für Popcorn. Seine Kinder sind begeistert. "Das ist der Renner für Kinderfeste."


Artikel von Hans-Joachim Hirrlinger (Esslinger Zeitung)